Gedanken zu Johannes Cassian, dem „Wüstenvater“.
Die Suche nach dem „inneren Gebet“, das für mich die Grundlage der Kommunikation mit Gott ist. Jesus Christus war in der Wüste, und viele andere auch. Vielleicht haben sie dieses „innere Gebet“, die Kommunikation mit Gott, in der Wüste bekommen.
Johannes Cassian (360 – 435 n. Chr.) lebte 10 Jahre bei christlichen Mönchen in Ägypten und schrieb 2 Bücher über die „Koinobiten“.
„De Institutis coenobiorum“ über die Grundregeln der Koinobiten. Er lernte bei ihnen das Ruhegebet und die frühchristliche östliche Spiritualität kennen.
„Collationes Patrum“ – „Unterredungen mit den Vätern“. In diesem Werk gibt er seine Erfahrungen mit den ägyptischen Mönchen in Form von Gesprächen wieder.
Nach seiner Rückkehr aus Ägypten hielt sich Johannes Cassian eine Zeitlang in Konstantinopel und Rom auf, um andere Angelegenheiten zu regeln. In der darauffolgenden Zeit gründete er in der Provence das Kloster St. Victor und ein Frauenkloster in Marseille. Damit war er einer der ersten Klostergründer im westlichen römischen Reich. Benedikt von Nursia schätzte Johannes Cassian später als geistlichen Lehrer und bezog sich in seiner Ordensregel immer wieder auf ihn. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Antonius der Große, der vor Johannes Cassian in der ägyptischen Wüste lebte, und ihn wohl beeinflußte.
Es gibt ein Cassian-Projekt bei den Benediktinern in Münsterschwarzach. Gabriele Ziegler stellt sogar eine Verbindung der geistlichen Grundlagenwerke von Johannes Cassian zur modernen Psychotherapie her. Zu den „Collationes“ gibt es die ersten 2 Übersetzungsbände beim Vier-Türme-Verlag im Kloster Münsterscharzach.
Dann unterhielten wir uns über Johannes Klimakos, der ungefähr zwei Jahrhunderte später lebte, und auch in die Wüste ging. (*579 in Palästina – + 630 auf dem Sinai) Seine „Klimax tou Paradeisou“, Himmelsleiter oder Jakobsleiter, gab ihm den Beinamen „Kliimakos“. Er war als junger Mensch schon 4 Jahre im Sinai-Kloster, bevor er eine lange Zeit als Einsiedler auf dem Berg Sinai lebte. Ab 638 leitete er das Katharinen-Kloster auf Sinai vier Jahre lang, um dann wieder als Einsiedler zu leben.
Also auch er war in der Wüste..
Er meditierte 30 „Stufen zum Paradies“, die den Stufen des Mönchtums entsprachen, um die Vereinigung mit Gott zu erlangen. Auch er pries das innere Gebet bereits als solche Vereinigung mit Gott. Ziel ist die Vollkommenheit der Liebe und die Freiheit vom Leiden.
In der russisch-orthodoxen Kirche ist er ein wichtiger Heiliger. In der „kleinen Philakolie“, einem orthodoxen Andachtsbuch, sind Textstücke aus seiner „Klimax tou Paradeisou“ enthalten. Der vierte Sonntag der großen Fastenzeit ist Johannes Klimakos gewidmet. Von den 30 Stufen der Himmelsleiter ist jede mit der nachfolgenden verbunden. Es ist also eine gewisse Ordnung, die Sinn hat, und die er als Mönch und in der Meditation so erfuhr.